Der deutsche Familienname R ö m e r kommt seit dem Mittelalter im ganzen deutschen Sprachgebiet vor, ohne überall gleicher Herkunft zu sein. Unsere Familie Römer findet sich nachgewiesenermaßen seit dem Bauernkrieg (1525) im Amt Böblingen und bis zum Dreißigjährigen Krieg in Sindelfingen. Dort ist laut einer Chronik des Rathauses am 16. Oktober 1560 eine Stuttgarter Kommission unter Graf Mansfeld und Präzeptor Georg Liebler zur Visitation der Lateinschule im Haus des Hans Römer des Jungen abgestiegen.

S-I-1 Hans Römer der Junge

Der Stammvater unserer Familie, Sohn des Gastgebers Hans Römer alt, gest. 26. Dezember 1565, heiratete in Sindelfingen am 14. Februar 1558 Katharina N. und starb am 13. Juli 1592 mit Hinterlassung zweier Söhne; seine Frau starb am 26. Januar 1572.
Sein ältester Sohn Eberhard Römer (S-II-1) ist am 7. Februar 1559 geboren. Dies ist
das älteste sichere Datum unserer Familie.

S-II-1 Eberhard Römer

Geboren in Sindelfingen am 7. Februar 1559, gestorben an der Pest am 29. Dezember 1596, war Bürgermeister der Stadt Sindelfingen seit 1590 und seit 1594 neben Leonhard Speidel ihr Landschaftsverordneter in Stuttgart (Adam Württ. Landtagsakten 1593 – 1598). Seine Witwe Hilde N., die er am 28. August 1579 geheiratet hatte, heiratete in zweiter Ehe seinen Nachfolger, den Bürgermeister Leonhard Drigel. Von Römers 9 Kindern starben die meisten jung.

Der älteste Sohn Hans (1582 – 1635) wurde wieder Gastgeber in Sindelfingen und hatte sechs Kinder, darunter den am 30. September 1634 in Straßburg immatrikulierten Jakob Römer (WVjh 1879, S. 169).

Der vierte Sohn, Melchior (S-III-1), geb. 9. September 1592, wurde Pfarrer in Rielingshausen.

Sindelfingen gewann damals Bedeutung: Unter Herzog Christoph wurde die Stadt befestigt. Das 1059 begründete Chorherrnstift war schon 1476 zur Finanzierung der neuen Universität Tübingen, namentlich des Tübinger Stifts, herangezogen worden. Hier hatte Johannes Brenz 1551 die württ. Konfession verfaßt und hier lebte 1553 – 1598 der Stadtpfarrer Reypchius aus Kronstadt, ein Freund des Hauses Römer und ein gediegener Kirchenbuchführer. Als Eberhard Römer 1590 in jungen Jahren Bürgermeister wurde, tagte
in Sindelfingen das Hofgericht. Er erbaute 1592 in Sindelfingen die neue Ratsbehausung, das sog. „Salzhaus“, vor dem alten Rathaus und einen neuen Friedhof sowie eine eigene Scheuer.

S-III-1 Melchior Römer

Melchior Römer (1592 – 1636) war beim Tod des Vaters erst vier Jahre alt und wuchs in Drigels Haus heran unter der Aufsicht seines Patenonkels, des Stiftsverwalters Jakob Heerbrand, des Bruders des bekannten Tübinger Theologen. So kam Melchior Römer ins Tübinger Stift; mit ihm beginnt die Reihe der zahlreichen Theologen in der Familie. Bei der Dienstprüfung (1616) heißt es: „. . . zu einer hohen Klosterschule als Präzeptor wohl zu gebrauchen“. So kam er für zwei Jahre nach Bebenhausen. 1618 wurde er Diakonus in Marbach und heiratete Magdalene Kienlin aus Tübingen, eine Tochter von Barbara Kepler, geboren in Weilderstadt 1579, einer Verwandten des Astronomen Johannes Kepler (geboren in Weil 1571).

Nach acht Jahren wurde Römer 1626 Pfarrer im nahen Rielingshausen, wo er nach weiteren zehn Jahren im September 1636 der nach der Nördlinger Schlacht ausgebrochenen Pest erlag. Am 12. September schrieb er seinen letzten Eintrag in das dortige Kirchenbuch: „Allhie mangelt ein Blatt, welches von Soldaten herausgerissen wurd.“
Gleichzeitig erlosch das Geschlecht Römer in Sindelfingen, wo damals 800 Menschen „verloffen oder gestorben sind“ (Chronik Löher).
Melchiors Witwe, geb. Kienlin, zog mit ihren Kindern nach Marbach, das nun die Heimat der Römer wurde. Da aber die dortigen älteren Kirchenbücher im Jahre 1693 den Franzosen zum Opfer gefallen sind, bleiben die Marbacher Daten lückenhaft und sind nur aus alten Römer’schen Stammbäumen zu erheben.

Von seinen fünf Kindern wurde

  • Johann Ludwig der Ältere (ÄL-IV-1), geb. 1619, der Stammvater der Älteren (Marbacher) Linie
    (vgl. Marbacher Linie), und
  • Johann Eberhard (JL-IV-1), geb. 1630, der Stammvater der Jüngeren (Bietigheimer) Linie
    (vgl. Bietigheimer Linie).